Fr, 23.10. 19 Uhr >> Vernissage + Spielabend
Sa, 24.10. 19 Uhr >> Küche für Alle + Konzert „SoRA“ +Ausstellung
Mi, 28.10. 14 Uhr bis 18 Uhr >> InfoCafé + Ausstellung
Sa, 31.10. 19 Uhr >> Küche für Alle + Ausstellung
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Spielabend am 23.10. ab 19 Uhr
– „Monegassen Ramsch“
– Schach
– Majon(麻雀)
– Hanafuda(花札)
– Backgammon
u.s.w.
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Message von Künstler „Ernst Niemand“
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Guten Tag,
Mein Name ist Ernst Niemand, ich bin freier Illustrator, habe gerade einen kurzen Aufenthalt in Leipzig und im Zuge dessen eine kleine Ausstellung im japanischen Haus.
Wenn ich an Japan denke, schießen mir spontan drei kulturelle Einflüsse durch den Kopf.
Zunächst wären hier natürlich die Bilder der fließenden Welt ukiyo-e zu nennen. Wenn ich an die Farbholzschnitte von Hiroshige denke, dann denke ich an Szenen wo der Regen fällt, der Wind von der Seite angebraust kommt, kleine Menschen mit ihren Regenschirmen dem Wetter trotzend über Holzbrücken laufen. Alles hat in seiner Farbgebung und Linie eine angenehme Schlichtheit. Sicher ist das auch der verwendeten Technik geschuldet, aber auf der anderen Seite sah ich darin auch immer so etwas wie eine Reduzierung auf das für das Bild als Bild wesentliche. In dem Fall des Bildes Regenschauer über der großen Brücke in Atake genügen Menschen, die während eines Regenschauers über eine Brücke gehen, eventuell noch ein Fährmann auf dem Wasser sowie die Andeutung von Landschaft an der Stelle wo der Fluss aufhört.
Wenn man Welt darstellt, so kommt man an einen Punkt, an welchem man sich für Komplexität oder Schlichtheit entscheiden muss (oder für einen Spagat zwischen diesen beiden Möglichkeiten). Welt in all den Details darzustellen, ist fast unmöglich – zumindest doch sehr zeitaufwendig. Welt zu reduzieren ist dagegen eine geistige Herausforderung, denn die Frage stellt sich auf was ich sie reduziere, ohne das Markante aus den Augen zu verlieren. Ich empfinde das Eintauchen in die Bilderwelten japanischer Farbholzschnitte als eine Reise. Eine andere Zeit, ein anderer Ort. Dann ist dort die Idylle, ein Wasserfall, ein Vogel, ein springender Barsch aber irgendwo liegt dort auch eine Bedrohung versteckt, vor der man doch zumindest ehrfürchtig sein sollte.
Denke ich an einen anderen Einfluss aus Japan, denke ich an die elektronische Unterhaltungsindustrie mit ihren tollen Produkten. Etwas war an den Videospielen aus Japan immer over the top und skurril genug, um interessant zu sein. Falls es Leute gibt, die sich mal ein Bild davon machen wollen, was ich meine, dann empfehle ich REZ von Tetsuya Mizuguchi – ein Wassily Kandinsky gewidmetes Spiel mit dem Ziel, Synästhesie erfahrbar zu machen. Zudem ist es einfach ein sehr gelungener Versuch mit Videospielen etwas zu versuchen, was man tatsächlich nur innerhalb der Grenzen dieses interaktiven Mediums schaffen kann.
Ich darf den Warau Salesman (Laughing Salesman) nicht vergessen. Sicher gibt es bessere Beispiele für Animation aber dieses Kleinod vermag es eine Gesellschaftskritik aufzubauen und dabei mit seinen sympathischen Figuren auszusehen, wie etwas was man im Vormittagsfernsehprogramm vermuten würde. Jede Folge beginnt mit dem Einführungssatz „Die Welt ist voll mit einsamen Männern und Frauen, sowohl alt als auch jung. Ich bin hier um die Lücken in ihren einsamen Seelen zu füllen“. Die Folgen enden dann meistens damit, dass die Menschen jetzt nicht mehr nur einsam sind, sondern auch irgendwie anderweitig geschädigt. Wenn man sich nun die Probleme der einzelnen Figuren anschaut, so wird man feststellen können, dass ferne Länder nicht unbedingt ferne Probleme bedeuten.
In der Rolle des Illustrators für das Kartenspiel Monegassenramsch hatte ich im zurückliegendem Jahr die Aufgabe 32 Kartenmotive gestalten und damit Welten aufzubauen deren Gestaltung zwischen Komplexität und Einfachheit pendelt. Da gibt es neben einer Natur, Wasser- und Stadtwelt auch eine virtuelle, in welcher Menschen mit VR- Brillen durch künstliche Räume fliegen. Es gibt große Quallengötter, kleine Käfermandalas, stille Zeitmönche in belebten Straßen, wuchernde Stadt und wüstes Land, fragende Steinköpfe, untergegangene Trabantenstädte, videoüberwachte Raucherzonen usw. Im Grunde ein kleines Universum, welches unserem aber sehr ähnlich ist; was nicht großartig verwunderlich ist, da einige meiner Vorlagen direkt aus meinen Reiseskizzenbüchern entstammen.
Dabei ist die kleine Ausstellung im japanischen Haus eine doppelte Premiere. Zum einen sind die Motive im Original zum ersten Mal in Leipzig zu sehen und zum anderen auch irgendwie das erste Mal in Japan. Nehmt euch die Zeit und guckt euch die Ausschnitte von Welt zwischen Reduzierung und Überakzentuierung an.
Ich wünsche viel Spaß mit den Bildern und vielleicht auch dem KartenspielE. Niemand