Am 18. November fanden im Japanischen Haus Vorträge von Frau Prof. Dr. Richter und Frau Gengenbach statt. Beide Damen kommen von der Japanologie der Universität Leipzig und boten den Zuhörern spannende Einblicke in das gegenwärtige Japan.
Als erstes sprach Katrin Gengenbach; ihr Vortrag beschäftigte sich mit dem urban gardening, dem Erschließen und (Wieder-)Verwerten von nicht genutzten Stadtflächen durch landwirtschaftlichen Anbau oder durch das Kultivieren von dekorativen Pflanzen. Im Laufe ihres Vortrages stellte Frau Gengenbach einige gardening-Projekte vor, wie das guerilla gardening, und erläuterte die zugrundeliegende Ideen: zum einen die städtische Neuentwicklung, zum anderen auch den Grundsatz der Nachhaltigkeit, der bei den größeren Projekten eine wichtige Rolle spielt. Vor allem in Japan, wo die Landflucht immer mehr zunimmt, wollen Privatpersonen und kleine Gruppen zeigen, dass Stadt und Land durchaus verknüpfbar sind. So finden sowohl arbeitslose (junge) Menschen, als auch diejenigen, die gegen die „Professionalisierung“ der Landwirtschaft protestieren, ein Forum, in dem sie sich ganz nach Belieben austoben können.
Frau Prof. Dr. Richter folgte mit einigen, teilweise persönlichen, Eindrücken zur Protest-Kultur, die sich in Japan nach Fukushima eingestellt hat. Dabei betonte sie bereits zu Beginn ihres Vortrages, dass sie nur Facetten aufzeigen können würde; aber auch diese reichten, um sich ein Bild zu machen. Bei Demonstrationen gegen Atomenergie in Japan versammeln sich seit März viel mehr Menschen, unter anderem auch Stars und Intellektuelle; und diejenigen treten in den Vordergrund, die früher eher unterdrückt wurden, weil sie sich gegen Atomkraft aussprachen. Die Proteste werden allmählich von den Mainstream-Medien aufgegriffen; es gibt immer mehr Blogs, in denen man sich über kommende Demonstrationen informieren kann. Als neue Form der Protestbewegungen etablierte sich die sogenannte Sound Demo, bei der es hauptsächlich darum geht, möglichst laut auf sich aufmerksam zu machen. Sound Demos sind selbstorganisiert und knüpfen auch an soziale Probleme an. Der Anti-Atomkraft-Song „Summertime Blues“ wurde zum festen Symbol der gegenwärtigen Proteste. Zum Schluss machte Frau Richter noch einmal auf die Neuartigkeit dieser Bewegungen aufmerksam, die zwar regional stattfinden, sich aber vor einem globalen Zusammenhang verstehen. Sie gab allerdings zu bedenken, dass langfristig ein Zusammenschluss der Proteste nötig sein wird, damit die globalen Ziele erreicht werden können.
Das Japanische Haus bedankt sich vielmals bei den Vortragenden und hofft auch in Zukunft auf gute Zusammenarbeit!
(Polina Melnik)